Flächen entsiegeln – Böden wiederherstellen

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Entsiegelungspotenzial: Stellflächen und Garagen
Entsiegelungspotenzial: Stellflächen und Garagen
Das Land Berlin erfasst und bewertet Entsiegelungspotenziale

Im Land Berlin gibt es zahlreiche Flächen, die dauerhaft nicht mehr genutzt und somit entsiegelt werden könnten, um dem Naturhaushalt wieder uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen. In einem Berliner Projekt werden derartige Flächen erfasst, bewertet und Vorschläge für die Verbesserung oder Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen gemacht …

Das Projekt „Entsiegelungspotenziale in Berlin“ der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zielt auf eine aktive Verbesserung der Bodenqualität. Dauerhaft nicht mehr genutzte, versiegelte Flächen sollen entsiegelt und die natürlichen Bodenfunktionen wiederhergestellt werden. Damit sollen diese Flächen dem naturschutzfachlichen Ausgleich dienen, wenn an anderer Stelle Böden z.B. durch den Bau von Gebäuden und Straßen neu versiegelt werden.

Zentraler Gegenstand des Projekts ist die Erfassung und systematisch einheitliche Bewertung  von Flächen mit Entsiegelungspotenzial im Land Berlin. Hierfür werden seit 2010 Recherchen in allen Berliner Bezirken, in den vier Berliner Forstämtern sowie bei privaten Eigentümern durchgeführt. Die bei diesen Recherchen ermittelten Flächen und Informationen wurden in einer Datenbank zusammengeführt und mit den im Land Berlin verfügbaren flächenbezogenen Daten verknüpft. Im Fokus stehen dabei Flächen, die für eine dauerhafte bauliche oder anderweitige Nachnutzung als Siedlungs- und Verkehrsfläche nicht mehr in Betracht kommen. Dazu zählen z.B. Parkplätze, Abstellflächen, Gewässerrandstreifen, ehemalige Gärtnereien, Garagen, Betriebsgelände.

Erfasst werden insbesondere folgende Daten:

  • Lage und Größe der Flächen,
  • Eigentumsverhältnisse,
  • bestehende und geplante Nutzungen,
  • Art der Versiegelung und
  • Umfang einer möglichen Entsiegelung.

Die Daten werden mit den im Land Berlin verfügbaren digitalen, flächenbezogenen Informationen zu laufenden oder abgeschlossenen Bebauungsplan-  und Landschaftsplanverfahren abgeglichen. Die Darstellung der Flächen im digitalen Umweltatlas Berlin erfolgt anhand der fachlichen Bewertung des Entsiegelungspotenzials mit farblich unterlegten Prioritätsstufen. Zudem können die potenziellen Entsiegelungsflächen als Hintergrundinformation zu anderen Darstellungen (z.B. Luftbilder) hinzugeschaltet werden. Jede potenzielle Entsiegelungsfläche wird in einem digitalen „Steckbrief“ mit Text, ggf. Foto und Luftbildausschnitt dargestellt.

Die Ergebnisse der Erfassung und Bewertung werden im Umweltatlas Berlin veröffentlicht und stehen damit der Verwaltung sowie Planungsbüros und sonstigen flächenrelevanten Akteuren zur Verfügung. Damit besteht auch für private Flächeneigentümer die Möglichkeit, Daten über eigene Flächen, die Entsiegelungspotenzial besitzen und für eine bauliche Nutzung nicht geeignet sind, einzubringen.

Im Rahmen des Projekts wurden Arbeitshilfen erstellt, die im Land Berlin eingesetzt werden, aber auch von Expert/innen aus anderen Kommunen genutzt werden können. Eine Arbeitshilfe dient der Darstellung und Erläuterung von vereinfachten Kostenansätzen für die Planung von Entsiegelungsmaßnahmen. Hierzu erfolgen eine Typisierung der Entsiegelungsflächen nach baulichen Merkmalen und eine Zuordnung vereinfachter Kostenansätze für Abbruchmaßnahmen. Auf dieser Grundlage können Rückbaukosten abgeschätzt werden. Eine weitere Arbeitshilfe widmet sich der Bestimmung der technischen und qualitativen Standards zur Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen. Sie basiert auf einer Literaturrecherche im deutschsprachigen Raum, auf deren Basis  Vorschläge und Hinweise für Maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen nach Entsiegelungsmaßnahmen entwickelt wurden.

Das Instrumentarium für das anwenderfreundliche Flächenentsiegelungsportfolio zielt insbesondere auf die Boden- und Naturschutzbehörden sowie die Stadtplanungsämter des Landes Berlin, die z.B.im Rahmen der Bauleitplanung und von Umweltprüfungen die Bodenschutzbelange prüfen und bewerten oder im Rahmen der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung über bodenschutzfachlich relevante Ausgleichsmaßnahmen entscheiden. Adressiert werden aber ebenso Investoren, Flächeneigentümer und Planungsbüros.

Weitere Informationen

Ansprechpartner

Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Ref. Bodenschutz, Boden‑, Altlasten‑ und Grundwassersanierung
Sabine Hilbert
Brückenstraße 6
10179
Berlin
+49 (0)30/9025-2482

Einordnung

Autor/in

Sabine Hilbert, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

Veröffentlicht

8. Februar 2022
Entsiegelungspotenzial: Stellflächen und Garagen

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